Herzlich willkommen in meiner Schreibhöhle!

Jona Gellert

Jona Gellert

Schön, dass du da bist, ich habe auf dich gewartet. Setz dich doch und ruh dich kurz aus. Das letzte Kapitel der Sprungturmhelden hat es wirklich in sich, nicht wahr? Ich halte selbst immer den Atem an, wenn ich es lese, und es lässt mich nicht los. Geht es dir auch so? Lass uns gemeinsam wieder zur Ruhe kommen, vielleicht mit einigen zauberhaften Worten, die wie eine schöne Melodie dein und mein Herz beruhigen. Hast du Zeit und Lust? Dann komm, komm mit mir, gesellen wir uns zu Jeremias, der über den Weihnachtsmarkt geht.

– eine kurze Geschichte –

»Der Winter danach«

Jeremias wischt sich mit eiskalten Händen die Schneeflocken aus dem Gesicht und sieht in den Himmel hinauf. Weiße, große Flocken schweben wie sanfte Federn herab. Sie werden erleuchtet vom Lichtschein der Stadt und verwandeln die Welt um ihn herum in eine Schneekugellandschaft. Dicht und weich legt sich die kalte Decke über Bäume und Straßen, Autos und Dächer, sie hüllt alles ein und alles wird still und so ruhig wie sonst nie. Das Leben wird leise, wird nachdenklich stumm und seine Gedanken suchen sich Raum und füllen die Leere, die die Geräusche hinterließen. Versteckte Gedanken schleichen leise hervor. Hand in Hand mit den Erinnerungen flüstern sie ihre Worte, erwecken Gefühle und verführen an Orte, die er sonst meidet, weil sie so tief und so groß sind, atemraubend. Sein Atem entweicht als Wolken aus Wasser und löst sich auf in kaltes Nichts, als wäre er niemals dagewesen, als wäre sein Leben nur eine Idee.

Er lässt seine Gedanken los, lässt sie fliegen durch die Federn aus Schnee. Wo sie ankommen, weiß er, denn ihre Richtung ist klar: Es ist heute genau ein Jahr her, dass Pauls Unfall geschah. Er schluckt hart und sein Atem geht schwer, er senkt seinen Blick und versinkt in Gedanken. Er hört Pauls Lachen, seine neckenden Worte und kann endlich zulassen, dass diese Erinnerungen langsam verblassen. Ein Jahr ist es her, so viel ist geschehen, er hat so viel erlebt und so viel gesehen.

Seit einem Jahr ist sein Leben verdreht, alles wurde verwandelt. Den Zauber der Jugend gibt es nicht mehr. Sie waren nicht unsterblich, auch wenn es manchmal so schien, sie forderten das Schicksal heraus, offenbar einmal zu viel.

Das Schwerste war, Paul gehen zu lassen, doch dank neuen Freunden lernte er, in seinem Leben wieder Fuß zu fassen. Noch immer klettert er an gefährlichen Stellen, auch Dächer sind nicht vor ihm sicher und nicht selten steht er auch jetzt noch mit den Zehenspitzen über einem Abgrund. Doch er lernte, Vertrauen zu haben und um Hilfe zu bitten, und das ist der Grund, warum es ihn immer noch gibt, warum er hier durch den Wintertraum wandert und auf den Dachaufkantungen meist nur noch entlangbalanciert.

In der Ferne ertönt ein Martinshorn, es bohrt sich durch die Stille des Schnees und er wartet vergebens auf die Gänsehaut, die ihn früher bei diesem Geräusch überrollte, doch sie bleibt aus wie in letzter Zeit oft. Die Trauer darf bleiben, nur stehenbleiben ist nicht gut und Jeremias ist stolz auf sich, denn er hatte den Mut, weiterzugehen, sich zu entwickeln, sogar ein Studium aufzunehmen. Es tat ihm gut, dieser Stadt den Rücken zu kehren und für einige Monate alles hinter sich zu lassen. Seit gestern spätabends ist er wieder zurück, sein Großvater fluchte noch mehr als gewohnt und als später Lexie zu ihnen kam, ließ er sie lange nicht mehr los. Sie verbrachten die Nacht zusammen, frühstückten gemeinsam, redeten und lachten, und sie trennten sich nur, weil sein Großvater darauf bestand, dass Lexie zur Schule müsse, und er weicht niemals von seinen Grundsätzen ab. Jeremias reibt erneut über sein Gesicht und auch in den Augen, denn die brennen und kratzen, als hätte sie jemand mit Zucker bestreut. So wie die Lebkuchenhäuschen in den Auslagen der Geschäfte, an denen er vorübergeht, ohne wirklich zu sehen, was sie ihm sagen wollen, denn Weihnachten war für ihn nie das, was alle versprechen, was alle erwarten und fordern und feiern.

Er geht vorbei an den Menschen, die hier in der Mitte der Stadt die Straßen durchfluten, Haare und Mützen schon gesprenkelt vom Schnee. Sie halten Tassen mit Punsch in den Händen und die kalte Winterluft riecht plötzlich nach Lebkuchen, Zimt und Zuckerwatte, nach Glühwein und Kerzen. Stimmen und Musik übertönen die Stille, überspielen die Gedanken und tragen die Gefühle fort, bringen sie zurück an die Orte, die er sonst meidet, und er atmet tief ein.

Es ist bald Weihnachten und diesmal ist alles anders, alles hat sich geändert. Er wird dieses Jahr am Heiligen Abend nicht alleine in seinem Zimmer in einem leeren Haus sein und er wird die Festtage nicht bei einer anderen Familie verbringen. Die Vergangenheit ist vorüber und Zuversicht durchströmt ihn beim Gedanken an die Menschen, die seit dem Sommer an seiner Seite sind, und er ist seinem Großvater unendlich dankbar, ihnen allen die Möglichkeit zu geben, gemeinsam neue Traditionen anzubahnen, und dieses Fest, das ihm bisher so verhasst war, in diesem Jahr in Frieden und mit Freunden zu verbringen. Der alte Mann lud alle ein, das Fest zusammen zu begehen, und alle sagten zu. Jeremias kann es noch immer kaum fassen, dass alles kein Traum ist, sondern der Wahrheit entspricht.

Zufrieden stopft er seine Hände in die Taschen und ein Lächeln schleicht sich auf sein Gesicht. Er betrachtet die Engel auf den Weihnachtsmarktständen, sieht die Hütchen aus Schnee auf den Rentiergeweihen und die schmelzenden Schneeflocken auf den Wangen der Menschen um ihn herum. Die Musik eines Kinderkarussells vermischt sich mit den Tönen einer Blockflötenspielerin und wird untermalt von der Weihnachtsmusik eines Zuckerbäckers. Jeremias nimmt alles um sich herum wahr, saugt die Weihnachtsatmosphäre in sich auf und schlängelt sich durch die Menschen mit ihren glöggseeligen Gesichtern. Seine Gedanken und Erinnerungen entfernen sich weiter und er lässt sie ziehen, denn sein Ziel ist ein anderes, sein Ziel sind Gegenwart und Zukunft.

Ein ehemaliger Klassenkamerad erzählte Jeremias von der Kneipe seines Cousins, in der er ein Einhorn an die Wand pinselte, und das Piece und die Tatsache, dass diese Kneipe R!OT heißt, R!OT wie randalieren, wie gesprayte Bilder an Stellen hinterlassen, an denen sie nicht sein dürfen, macht es für Jeremias zu einem Muss, diesen Ort zu besuchen. Darum hat er seine Freunde an diesen Ort eingeladen, an diesem für ihn besonderen Tag, und tief in ihm drin blubbert wie ein kleines Brausebonbon die Vorfreude und etwas, das sich anfühlt wie Glück.

Mit einem Lächeln im Gesicht, Schnee in den Haaren und tiefgekühlten Händen betritt er die Kneipe und sieht sich um. Rockmusik tönt aus den Boxen und hinter der Theke steht ein blonder Typ, nicht gerade groß und trotz eines merkwürdigen Haarschnitts mit einer angenehmen Ausstrahlung. Jeremias nickt ihm zu und sein Blick findet das Einhorn-Bild, das groß und beeindruckend an der Wand gegenüber der Theke seinen glitzernden Charme versprüht, und er muss unwillkürlich grinsen.

Seine Freunde sind noch nicht da und er wendet sich dem Barkeeper zu.

„Das Einhorn ist mega“, erklärt er und sein Grinsen findet sich in seiner Stimme wieder.

Der Barkeeper sieht Jeremias das erste Mal bewusst an und nickt.

„Ich bin Ben“, stellt er sich vor und streckt Jeremias die Faust entgegen, der diesen Gruß mit seiner eigenen Faust erwidert. Er nennt seinen Namen und erzählt, durch wen er in diese Kneipe kam. Ben hört aufmerksam zu und bedient nebenbei einen anderen Gast.

„Du meinst Alex“, sagt Ben, als er sich Jeremias wieder zuwendet und Jeremias nickt. Hinter Ben erscheint eine aufreizend gekleidete junge Frau mit blauem Pferdeschwanz und mustert Jeremias von oben bis unten. „Wer fragt nach Alex?“

„Niemand, Princess. Der Gute hier ist gekommen, um unser Einhorn zu betrachten. Vielleicht sollten wir Eintritt verlangen“, überlegt Ben, dessen Blick genervt und gleichzeitig liebevoll auf das Bild gerichtet ist.

Jeremias grinst in sich hinein. Dieses Einhorn hat, Bens Verhalten nach zu urteilen, eine interessante Geschichte, doch es ist nicht seine eigene und er fragt nicht weiter nach.

In diesem Augenblick wird die Eingangstür wieder geöffnet und Noah betritt strahlend die Kneipe.

„He, Süßer, lange nicht gesehen“, ruft er schon von der Tür aus, überwindet schnell die wenigen Meter, die ihn von Jeremias trennen, und schließt ihn in eine feste Umarmung. „Himmel, du siehst aus wie ein richtiger Student!“

„Ich bin ein richtiger Student, Vamp“, erinnert ihn Jeremias und sein Blick fällt auf ein Mädchen mit rotbraunen Locken, das hinter Noah stehenblieb.

Noah dreht sich ebenfalls zu ihr um und schlingt einen Arm um sie.

„Süßer, das ist mein Schaukelmädchen“, stellt er seine Freundin vor.

Jeremias gibt ihr die Hand und sagt: „Vamp erzählt viel von dir, er redet jetzt noch mehr, kannst du dir das vorstellen?“

Das Mädchen schüttelt den Kopf und möchte etwas antworten, doch da wird die Tür schon wieder geöffnet, und Lexie und Romy kommen herein. Die Begrüßung ist stürmisch und Jeremias genießt es, endlich alle seine Freunde wieder um sich zu haben. Er schlingt seine Arme um Lexie, atmet ihren Duft tief ein und gesteht sich innerlich grinsend ein, dass er sie in den letzten Stunden tatsächlich schon wieder vermisste.

„Wollt ihr auch was trinken oder ist nur Sightseeing angesagt?“, mischt sich Ben in die Begrüßung ein und die Neuankömmlinge richten ihre Aufmerksamkeit auf ihn. Jeremias sieht, wie in Romys Augen ein erfreutes Leuchten aufblitzt, als sie Ben ansieht, und Noah fragt: „Kannst du uns was empfehlen, Herr über Einhörner und Getränke?“

„Ihr seht aus, als bräuchtet ihr einen Kissing Ben“, erklärt die blauhaarige Princess, deren Arme über und über mit Tattoos überzogen sind.

„Was auch immer das ist, das probieren wir“, erklärt Romy mit einem anzüglichen Lächeln in Bens Richtung, worauf Princess sofort reagiert: „Nach ihm ist dieser Shot benannt. Und er ist vergeben.“

Romy streicht sich die Haare aus dem Gesicht und spitzt kurz ihre Schneewittchenlippen zu einer typischen Selfieschnute, bevor sie trotzig erklärt: „Da bin ich erst recht gespannt, wie Bens Kuss schmeckt.“

Lexie lacht laut auf und sieht ihre Tante kopfschüttelnd an. „Du bist unverbesserlich.“

„Das ist es, was Schneewittchen ausmacht“, spricht das Schaukelmädchen aus, was Jeremias denkt, und Noah schlägt vor, sich einen Platz zu suchen.

Während sich die anderen aus ihren Jacken schälen, geht Jeremias zum Bild des Einhorns. Mit den Fingerspitzen streicht er darüber und betrachtet es genau.

„Ben tut immer so, als möge er es nicht. Aber abgesehen davon, dass es Kundschaft anzieht, hat es eine tiefe Bedeutung für ihn“, erklärt Princess leise direkt neben ihm.

„Das dachte ich mir.“ Jeremias lässt seine Hand sinken und sieht die junge Frau an. Aber bevor er das Gespräch fortsetzen kann, um mehr über diese Einhorn-Geschichte herauszufinden, ruft Ben von der Theke aus zu ihnen herüber: „Princess, du bist nicht hier, um den Gästen den Kopf zu verdrehen! Die Shots sind fertig.“

Die junge Frau wirft Jeremias einen vielsagenden Blick zu und geht zurück zur Bar. Jeremias folgt ihr, bezahlt die Getränke und geht damit an den Tisch, den seine Freunde belagern. Er verteilt die Shots auf dem Tisch, wirft seine Jacke neben Romy auf die Bank und setzt sich zu den anderen.

„Süßer, warum hast du uns denn hierher eingeladen?“, fragt Noah und seine Finger streichen wie beiläufig über den Handrücken des Schaukelmädchens.

Jeremias lehnt sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkt die Arme vor der Brust. Mittlerweile sind seine Finger warm geworden und obwohl er im Sommer wieder T-Shirts trägt, sind nun die Ärmel seines Shirts wieder bis über die Fingerspitzen gezogen. Manche Gewohnheiten legt man nicht ab. Lexies Hand auf seinem Oberschenkel schenkt ihm die nötige Kraft, um auszusprechen, was er sich fest vornahm. Es war ihm von vornherein klar, dass es nicht leicht werden würde, doch er war ausnahmsweise mal einer Meinung mit seinem Trauma-Therapeuten Adam, wie wichtig es ist, auszusprechen, was er fühlt und denkt. Schon allein, um sich selbst bewusst zu machen, wie weit er in den letzten Monaten gekommen ist und wie viel er schon erreicht hat. Er sieht der Reihe nach alle an.

Lexie, seine wundervolle Freundin, die ihm durch die fürchterlichste Zeit in seinem Leben half und die er mehr als alle anderen liebt.

Romy, Lexies Tante, die nur wenige Jahre älter ist als er selbst, und ohne deren Fahrradunfall er Lexie niemals kennengelernt hätte.

Noah, der in kurzer Zeit ein wichtiger Freund wurde, und der wie er selbst versucht, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen und es nicht von Ereignissen beeinflussen zu lassen, die sie selbst nicht abwenden können und konnten.

Und das Schaukelmädchen, das Noah sichtbar guttut, und das die anderen drei längst in ihren engen Freundeskreis aufnahmen.

„Heute ist ein besonderer Tag für mich“, sagt er und betrachtet die aufmerksamen Gesichter um sich herum der Reihe nach, bevor er seinen Blick auf das Einhorn richtet und erzählt: „Heute ist es genau ein Jahr her, dass ich mit Paul klettern war.“

„Aber …“, unterbricht ihn Lexie und setzt sich kerzengerade auf, doch Jeremias legt ihr beruhigend die Hand auf den Arm und schüttelt den Kopf. Sie verstummt und er spricht weiter: „Vor genau einem Jahr hat Paul zum letzten Mal gelacht, geredet, vielleicht sogar zum letzten Mal geträumt und Gedanken gedacht. Er war verliebt und glücklich und der Tag war bis zu dem Unfall einfach nur schön. Und dann stürzte er ab. Einfach so, verschwand in diesem See, und mit ihm verschwand mein Leben und ich bin heilfroh, dass ich das in dem Augenblick nicht wusste.“

„Du hast uns das Datum niemals gesagt, Süßer“, bemerkt Noah bestürzt. „Wenn wir das gewusst hätten …“

„Ich wollte nicht, dass ihr es wisst“, unterbricht ihn Jeremias schnell, denn dieser Tag gehörte bis eben immer nur ihm. Dass er bereit ist, ihn mit anderen zu teilen, bedeutet für ihn viel mehr als für seine Freude und so fährt er fort: „Heute ist so etwas wie mein zweiter Geburtstag und ich wollte diesen Tag mit den Menschen verbringen, die mir in den letzten Monaten zeigten, wie Leben funktionieren kann, wie man vertraut, und die mir deutlich machten, dass ich es wert bin, hier zu sein. Ich war bei Paul auf dem Friedhof, bevor ich hierherkam. Ich verbrachte einige Zeit bei ihm, erzählte ihm viel und ich glaube, ich bin auf einem guten Weg, damit klarzukommen, dass er gegangen ist und nicht ich. Ich sprach mit Adam darüber und ich redete mit jedem von euch. Und ich beschloss, dass heute der richtige Tag ist, um euch zu sagen, wie dankbar ich bin. Dankbar dafür, dass ihr immer für mich da seid, dass ihr alles stehen und liegen lasst, wenn es mir mal wieder schlecht geht. Dafür, dass ihr letzten Sommer meinen Lebensweg wieder so weit geebnet habt, dass ich ihn sogar mit dem Board befahren könnte.“ Jeremias schluckt schwer und sieht Noah an. Er wartet, bis dieser seinen Blick erwidert und sagt dann: „Und dafür, dass du mich jedes Mal von den vermaledeiten Dächern wieder runterholst.“

Noahs Augenbrauen schnappen für einen kaum merklichen Augenblick nach oben und er lacht auf. „Danke dir, Süßer, dass du mich immer anrufst, wenn du wieder deine Gleichgewichtsübungen an den Dachkanten entlang machst.“

Die Blicke der anderen sind auf Jeremias und Noah gerichtet und Romy sagt trocken: „Pass bloß auf, dass du nicht ganz unabsichtlich mal runterfällst. Du hast nämlich gar keine Flügel.“

„Er hat keine Flügel?“ Noah reißt seine Augen weit auf.

„Romy, das hättest du nicht sagen dürfen! Der kleine Vamp war sich sicher, dass er nicht das einzige unnatürliche Wesen unter uns ist“, neckt Jeremias.

„Ich bin fassungslos und brauche jetzt endlich Alkohol. Was zum Teufel ist das?“ Noah greift nach seinem Shot und hebt ihn in die Höhe.

„Garniert ist er jedenfalls mit einer Schokokirsche“, stellt Lexie fest und betrachtet ihr Glas ebenfalls, dessen flüssiger Inhalt unten grün und oben durchsichtig ist.

„Schneewittchen, wegen dir trinken wir grünes Zeug!“ Noah schiebt sich empört seine mit Schokolade überzogene Kirsche in den Mund, steht auf und spricht kauend weiter: „Auf unseren Freund, der sich offenbar nicht im Klaren darüber ist, wie sehr wir ihn lieben und wie langweilig ein Leben ohne ihn und seine Dämonen wäre!“ Er hebt sein Glas etwas höher und die anderen tun es ihm nach. Sie erheben sich von ihren Stühlen und der Bank und gemeinsam stoßen sie an, doch Lexie hält sie vom Trinken ab.

Mit ernstem Gesicht fügt sie Noahs Trinkspruch noch hinzu: „Und lasst uns auf Paul trinken, der fast sein ganzes Leben lang auf Mias aufpasste, der jahrelang diesen Job machte, den wir alle zusammen jetzt übernahmen, und der der wundervollste Freund war, den sich ein Mensch nur wünschen kann.“

Jeremias versucht tief berührt, seine Tränen wegzublinzeln, doch es funktioniert nicht. Seine Freunde stoßen erneut die Gläser gegeneinander und er schluckt den Kloß im Hals weg und spült ihn mit dem Shot nach. Nachdem er sein Glas wieder abgestellt hat, zieht er Noah und Lexie zu sich und drückt sie fest an sich. Die beiden erwidern seine Umarmung und Tränen schlingern über sein Gesicht. Er kann nichts dagegen machen, sie sind wie überschäumende Brause, wie tropfendes Glück und er schließt seine Augen, atmet tief ein und genießt.

Ein Kissing Ben ist übrigens ein Shot aus Wodka und Waldmeistersirup in Schichten eingegossen und mit einer schokolierten Kirsche garniert. Wer mehr über Ben, Princess und die anderen Specials im R!OT wissen möchte, darf bei meiner Autorenkollegin Kirsten Kolb vorbeischauen, mit deren Einverständnis ich meine Helden in ihre Kneipe geschickt habe. Ein herzliches Dankeschön dafür, liebe Kirsten!

Ich verrate dir noch ein Geheimnis:
Ich brauche das Schreiben wie die Luft zum Atmen. Kann ich nicht schreiben, wenn mich die Muse küsst, werde ich unausstehlich. (Ungefähr genauso, wie wenn ich hungrig bin. Das geht gar nicht!) Ein Autor kann aber von Luft allein nicht leben, auch wenn das toll wäre. Nein, so ein Autor braucht auch Rezensionen. Hast du Lust, mir, Sam und Lilli eine zu schreiben? Weißt du, es müssen nicht viele Worte sein. Einfach deine Meinung und vielleicht noch eine Begründung. Das Buch war toll, weil … oder natürlich auch: Das Buch hat mir nicht gefallen, weil … Dann noch ein paar Sterne dazu, fertig. Und ich kann leben, atmen, weiterschreiben und bin dir so sehr dankbar!

5/5

Rezension


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Du bekommst nicht genug von meinen Protagonisten? Dann lern Lilli und Sam kennen. Zusammen mit ihren Freunden nehmen sie dich mit auf eine Reise in die High Society ihrer Heimatstadt, erleben spannende Nächte, glitzernde Events und tiefgründige Gefühle.



– Leseprobe –

»Wenn Liebe fliegend Saltos schlägt – Geborgen«

Sam lehnt an der Küchentheke und trinkt ein Glas Wasser. Er hat nur eine bequeme Hose an und ist bereit, schlafenzugehen, doch er muss noch etwas loswerden und erklärt Jaro: »Du verliebst dich in X.«

Jaro sieht ihn verblüfft an. »Geht so ein Satz bitte nächstes Mal mit Vorwarnung?«

Sam schüttelt den Kopf. »Niemals.« Er grinst breit. »Gib zu, dass ich recht habe.«

»Niemals!« Jaro füllt sich ebenfalls ein Glas mit Wasser und deutet auf die Tür des Gästezimmers, hinter der X schläft. »Was glaubst du, was Patrick macht, wenn er das erfährt?«

»Patrick wird demnächst ins Gefängnis wandern. Und danach ist seine Wut auf uns hoffentlich verraucht. Ansonsten haue ich ihn kurz und klein. Ich schätze, diese doofe Eigenschaft werde ich nicht los, auch wenn ich mein ganzes Leben auf den Kopf stelle.«

»Wie geht es dir damit, dass alles anders wird?« Jaro sieht ihn forschend an.

Sam schüttelt den Kopf und schweigt.

Jaro gibt sich nicht geschlagen und fährt fort: »So offen wie heute warst du noch nie. Hut ab, ehrlich. Ich weiß, wie schwer dir das fällt.« Jaro stellt sein Glas auf der Arbeitsplatte ab und räumt einige Sachen auf, die in der Küche herumstehen.

»Es ist ungewohnt«, erklärt Sam.

»Huch, du antwortest«, hänselt Jaro und Sam schlägt ihm in die Seite und schimpft: »Wenn andere gemein zu mir sind, erträgst du es nicht, aber wenn keiner da ist, machst du mich fertig.«

»Anders kann ich nicht mit dir leben. Deine Seitenhiebe sind reine Folter.«

»Purer Selbstschutz, Jaro«, entgegnet Sam.

»Mal ehrlich, Sam, was wäre dabei, wenn du deinen Mitmenschen zeigst, wer du bist?«

»Ich bin Samuel von Weissenstein, schillernd und unergründlich.« Sam grinst Jaro breit an.

Jaro lacht. »Du bist allerhöchstens ein schillerndes Arschloch.«

»Und du verliebst dich in X«, wiederholt Sam den Anfang des Gesprächs.

»Hältst du es aus, wenn ich mich verliebe?«, fragt Jaro mit ernstem Gesicht. »Du würdest nicht mehr die erste Geige in meinem Leben spielen.«

»Ich bin mir nicht sicher, ob ich darauf verzichten kann.«

»Es ist ja noch nicht raus, ob jemals mehr daraus wird, als mit den anderen Freunden, die ich hatte.«

»Das sieht ein Blinder mit Krückstock, Jaro«, erklärt Sam. »X und du seid wie füreinander geschaffen. Er ist schön, gebildet und witzig. Er hat all die Eigenschaften, die dir wichtig sind. Und ich sehe deinen Blick, wenn du ihn ansiehst. Ich sehe deinen Körper, wie du dich ihm zuwendest. Es ist zum ersten Mal, seit ich dich kenne, anders als bei allen Männern davor.«

Jaro nickt und schweigt. Beide wissen, dass Sam recht hat. Zu seinen Worten gibt es nichts mehr hinzuzufügen.

»Was wird jetzt aus uns?«, fragt Jaro nach einer Weile.


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Ja, flash mich mit News!

Du musst schon wieder weiter? Verstehe ich, es ist immer was los. Ich freu mich schon, dich bald wieder zu treffen. Bis dahin wünsche ich dir alles Gute. Und bleib gesund!

Deine Jona